Welche Bedeutung haben Booster und Impfpflicht im Angesicht von der hohen Verbreitung des Omikron Virus und des milden Verlaufs der Infektion im Frühjahr 2022 aus meiner ärztlichen Sicht?
Warum mache ich diese spontane Podcastfolge?
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, zu dem leidigen und spaltenden Thema der Impfung gegen aktuelle Corona Virenvarianten keine öffentliche Stellung zu beziehen. Die Aufforderung unseres aktuellen Bundesgesundheitsministers, bei über 60-jährigen eine vierte Impfung oder einen zweiten Booster zu fordern, hat mich jedoch veranlasst, die von ihm herangezogene Studie genau anzusehen.
Bedeutung medizinischer Studien
Medizinische Studien liefern immer Ergebnisse. Die Ergebnisse hängen jedoch sehr stark davon ab, wie die Untersuchung durchgeführt wurde, wie die Daten in Bezug auf ihre Sicherheit interpretiert wurden, und ob die Daten die Fragestellung der Studie beantworten können. So wird die Validität der Studie bestimmt und natürlich auch die Bedeutung für gesundheitliche Empfehlungen, die aus den Ergebnissen abgeleitet werden können.
Meine subjektive Bewertung der Studie
Um es knapp zu sagen, die Studie, die Herr Lauterbach für seine Empfehlungen heranzieht, ist allenfalls eine Diskussionsvorlage. Sie wurde noch nicht durch die wissenschaftliche Gemeinschaft beurteilt. Von so einer Studie, eine Empfehlung für alle 60-jährigen, sich mit einer vierten Impfung versorgen zu lassen, abzuleiten, ist medizinisch nicht zu vertreten und widerspricht jeder ärztlichen Vernunft. Ich fühle mich daher zum Wohle meiner Zuhörer verpflichtet, hier meine subjektive Meinung zu äußern.
Was hörst du in dieser Podcastfolge?
In der Podcast Folge erkläre ich ausführlich, warum die medizinische Studie die Herr Lauterbach heranzieht, nicht in der Lage ist, diese Entscheidung zu fällen. Ich erläutere, welche Voraussetzungen aus ärztlicher medizinischer Sicht an einen Impfstoff zu stellen sind, um ihn gesunden Menschen guten Gewissens empfehlen zu können. Das ist das, was man im deutschen Sprachraum jetzt als Best Medical Practice bezeichnen würde.
Philosophische Aspekte zur Impfpflicht
Anbei erlaube ich mir noch ein Zitat eines Philosophen hinzuzufügen, der die Diskussion um die im Pflicht um eine sehr erhellende Stellungnahme bereichert hat:
Philosophie-Professor Dr. Andreas Brenner in der NZZ:
„Trägt aber das Argument [Impfen sei ein Akt der Solidarität], und ist derjenige, der sich einer Impfung verweigert, unsolidarisch mit den anderen? Wer so argumentiert, der überdehnt den Begriff der Solidarität bis zur Unkenntlichkeit, hat doch Solidarität einen Handlungsbezug, nicht aber einen Leibbezug: Wir erwarten Solidarität angesichts einer Notlage, wünschen uns beispielsweise, dass Menschen bei einer Natur- oder menschengemachten Katastrophe anderen helfend zur Seite stehen.Die Solidarität fordert ein Tun, nicht ein Sein. Deshalb erwarten wir beispielsweise Spendenbereitschaft, aber keine Opferbereitschaft, und deshalb verlangen wir auch nicht, dass sich Menschen den Hochwasserfluten oder dem Granathagel in den Weg stellen.Ebenso kann kein vergleichbarer Anspruch im Verhältnis zu einem Virus begründet werden, dies selbst dann nicht, wenn man empfindet wie der französische Präsident, der schon früh diese Parole ausgegeben hat: «Nous sommes en guerre.» [Wir sind im Krieg.] So wie in realen Kriegen als Erstes die Menschenrechte auf der Strecke bleiben, so kann das auch geschehen, wenn einer Krankheit der Krieg erklärt wird: Der Staat beginnt dann, Leben zu requirieren. Und in dem Sinne stellt eine Impfpflicht eine Ausdehnung des staatlichen Gewaltmonopols auf die Leiber seiner Bewohner dar. Mit dieser Form von Biosozialismus geht eine radikale Enteignung des Menschen einher … … welche sich mit John Locke und Immanuel Kant abwehren lässt. Definierte der eine die Person als ausschließlichen Eigentümer ihres Körpers, so leitete der andere aus der Würde des Menschen her, dass er nie (und das heißt unter keinen denkbaren Umständen) als Sache gedacht werden dürfe.Genau dies wäre aber der Fall, wenn Menschen zur Impfung gezwungen würden: Sie würden nicht länger als Eigentümer ihrer selbst gesehen und stattdessen zu einer Sache gemacht, in diesem Falle zu einer Sache, welche dem Wohl der allgemeinen Gesundheit zu dienen hat.In dieser Begründung zeigt sich dann auch eine weitere Verwechslung: Allgemeine Gesundheit ist ein politischer Begriff; der medizinische Begriff der Gesundheit betrifft immer die des Einzelnen. Daher ließen sich, wenn einmal der Damm, welcher den Menschen vor seiner «Versachlichung» schützt, eingerissen ist, weitere Sachzwänge für den Umbau seines Körpers denken.“
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